MATHILDENHÖHE DARMSTADT 1901 - DOKUMENT VON BAUKUNST UND WOHNKULTUR

Gehen wir zunächst zurück in zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein rapides Wachstum von Industrie, Handel und Verkehr und eine bis dahin noch nie da gewesene Konzentration von Menschen, Produktionsstätten und Kapital führten zu einer ‘Explosion‘ der Städte, für deren planvolle Entwicklung kaum Vorbilder und Orientierungen vorlagen. Mit der raschen Industrialisierung einhergehend veränderte sich auch die gesellschaftliche Situation: Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs wurden nunmehr fast ausschließlich in industrieller Massenfertigung hergestellt, die Kunst entzog sich zunehmend dem gesellschaftlichen Alltag.

Vor diesem Hintergrund und gleichermaßen auch als symbolischer Auftakt der Moderne findet im Jahr 1901 auf der Darmstädter Mathildenhöhe erstmals eine Bauausstellung statt, bei der die Trennung zwischen Gebautem und Ausgestelltem, zwischen Bauwerk und Umgebung aufgehoben wird. Im Zuge der Lebensreformbewegung findet diese erste Bauausstellung große  internationale Anerkennung.

In gemeinsamer Arbeit gaben Architekten, Maler und Bildhauer der Umwelt Gestalt - mit dem Anspruch einer Versöhnung von Kunst und Alltag, Stadt und Natur. Die Künstlerkolonie strebte damit ein Gestaltungskonzept an, welches alle Lebensbereiche berühren sollte. Als „Markstein auf dem Wege der Lebenserneuerung“ suchten die Mitwirkenden nach einer neuen Form, „welche nicht der heutigen gewohnten Art entspricht, sondern weit vorauseilt und Zukünftiges miteinschließt“ (Joseph Maria Olbrich).

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